Auf den Spuren der Vergangenheit

Der „vicus salis“ – heute die Salzstraße in Münster – wurde erstmalig im Jahr 1346 erwähnt. Der Namensbestandteil "Salz" verweist sehr wahrscheinlich auf den Fernhandel mit den Kaufleuten aus Soest, bei dem Tuche und Vieh gegen Salz getauscht wurden, das damals von höchster Bedeutung war.

 

Bis ins 18. Jahrhundert bezeichnete man den westlichen Abschnitt der Straße - vom Lambertikirchplatz bis zum Alten Steinweg gegenüber dem Erbdrostenhof - als Salzstiege oder Salzstraße, das östliche Teilstück zwischen Ringoldgasse und Servatiitor als Servatiistraße. Die heutige Salzstraße erstreckt sich über eine gesamte Länge von ca. 500 m von der Lambertikirche bis hin zum Iduna-Hochhaus.

 

 

Historisches und Sehenswertes entlang der Salzstraße

Lambertikirche

Die Lambertikirche steht im Kreuzungspunkt der ältesten Straßen der Stadt und ist vermutlich die älteste Pfarrkirche Münsters. Die heutige Hallenkirche entstand in spätgotischem Stil ab 1375. Der romanische Westturm wurde um 1900 durch einen neogotischen Turm ersetzt. An der Südseite des Turmes hängen die drei Käfige, in denen die Leichname der Wiedertäuferanführer nach ihrer Hinrichtung 1536 zur Schau gestellt wurden.


Dominikanerkirche und Klostergebäude der Dominikaner

Die Dominikanerkirche wurde als barocke Basilika mit zentral eingestellter Tambourkuppel und zwei den Chor flankierenden Türmen zwischen 1705 und 1725 von Lamberti Friedrich von Corfey genau auf halber Höhe der Salzstraße erbaut. Auch das Dominikanerkloster blieb von den Bombenangriffen nicht verschont; sie brannte am 23. März 1944 aus.

 

1811 wurde das Kloster im Zuge der Säkularisation aufgehoben. Von 1819 bis 1912 diente es dem Hauptzollamt und bis 1944 dem Finanz- und Katasteramt als Sitz. Heute befinden sich an dieser Stelle Teile der Bezirksregierung, die Polizeiwache Mitte, die Außenstelle des staatlichen Bauamts Münster und das Sozialgericht.

 

Die wichtigste Neuerung im Jahr 2018: Gerhard Richters Geschenk an die Stadt und die dauerhafte Präsentation seines Foucaultschen Pendels. Diese 48 Kilogramm schwere Metallkugel, die im Zentrum des Kirchenraumes zwischen vier hochrechteckigen, verspiegelten Glasbahnen an einem 28,75 Meter langen Edelstahlseil schwingt, beherrscht die Kuppel. Für die Betrachter wird der Besuch der profanierten Kirche zur Begegnung mit der Zeit und mit ihrer Vorstellung von Wirklichkeit. Weitere Informationen zum Pendel finden Sie hier.


Alter Steinweg, Krameramtshaus und Stadtbücherei Münster

Der Alte Steinweg war ursprünglich die Straße der Großkaufleute, der Erbmänner, d.h. des münsterischen Stadtadels und der ratsfähigen Geschlechter. Sie waren zumeist durch Fernhandel reich geworden und hatten bereits seit dem 13. Jahrhundert Landsitze rund um Münster erworben. Von den 24 bedeutendsten Erbmännerfamilien besaß nahezu die Hälfte Häuser am Alten Steinweg.
Die angesehensten und reichsten Kaufleute, die Kramer, besaßen schon im Mittelalter ihr Gildehaus, das Krameramtshaus. Es steht schräg gegenüber der Lambertikirche am Alten Steinweg und diente zur Repräsentation, als Versammlungs- und auch Lagerhaus. 1842 wurde es von der Stadt erworben. Von 1909 bis 1993 wurde das Krameramtshaus in erster Linie als Bücherei genutzt. Seit 1995 birgt es das „Haus der Niederlande“. Im Verlauf der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden wohnten hier die niederländischen Gesandten.
Während das Krameramtshaus den Zweiten Weltkrieg nahezu unversehrt überstand, wurden die östlichen Nachbarhäuser beim Angriff am 30. September 1944 weitgehend zerstört. Nach der Trümmerräumung wurde die Fläche zwischen Krameramtshaus und Kiffe-Pavillon als Parkplatz genutzt. Seit 1993 befindet sich an dieser Stelle die neue Stadtbücherei. Mit ihrer modernen Architektur setzten die Architekten Bolles-Wilson+Partner einen markanten Akzent in der Architektur der Stadt Münster.


Kiffe-Pavillon und "Heulende Kurve" am Erbdrostenhof

1952 wurde am Alten Steinweg nach Entwürfen von Hans-Walter Rüschenschmidt der so genannte "Kiffe-Pavillon" als Ausstellungsraum für das Autohaus Kiffe gebaut. Das Gebäude mit seiner umlaufenden Fensterfront und der geschwungenen Dachform entsprach den besonderen Präsentationsbedürfnissen des Autohauses. Der Pavillon zeigt mit seiner transparenten Fassade, dem in Inneren gelegten Stützenraster und der aufschwingenden Schalenbetondecke eine für die 1950er Jahre hochmoderne Architektur.
Der Alte Steinweg endete schon früher in der sogenannten „Heulenden Kurve“ gegenüber des Erbdrostenhofes. Sie ist nach dem hohen Ton der Straßenbahnräder benannt, die diese beim Durchfahren der abgeknickten Kurve verursachten.


Erbdrostenhof

Von 1753 bis 1757 errichtete Johann Conrad Schlaun im Auftrag des Erbdrosten Adolph Heidenreich Freiherr zu Vischering ein Bauwerk, das eine architektonische und städtebauliche Meisterleistung darstellt. Auf einem unregelmäßig zugeschnittenen Grundstück plante der Baumeister auf der Grundseite eines Dreiecks einen konkav-konvex geschwungenen Baukörper aus Ziegel- und Werkstein. Die beiden Schenkel werden von geschwungenen schmiedeeisernen Gittern gebildet und umschließen den Ehrenhof. Bis 1947 wurde der Erbdrostenhof nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs notdürftig gesichert. Von den ehemals über dreißig Adelshöfen in der Stadt waren zu Kriegsende die meisten vollständig zerstört. Keiner wurde so originalgetreu wiederaufgebaut wie der Erbdrostenhof an der Salzstraße.


Ringoldsgasse, Clemenskirche, Maria-Euthymia-Platz, Servatiikirche

Ringoldsgasse

Die Ringoldgasse, die vom Erbdrostenhof zur Clemenskirche führt, verdankt ihren Namen der Familie Ryngolt, die den auf dem heutigen Gelände des Erbdrostenhofes gelegenen Hof der Familie Schencking erwarb.



Clemenskirche
Nach achtjähriger Bauzeit erfolgte 1753 die Weihe der Clemenskirche, des bedeutendsten Kirchenbaus von Johann Conrad Schlaun. Auch an diesem Bau ging der Zweite Weltkrieg nicht ohne Schaden vorüber. Aber bereits 1961 konnten die Rohbauarbeiten abgeschlossen werden, in deren Folge bis 1964 anhand von Farbfotografien Stuck und Fresken rekonstruiert wurden.
Nach dem Krieg wurden die anschließenden Hospitalflügel abgerissen, sodass die Kirche heute isoliert steht - ein Zustand, der dem Baugedanken Johann Conrad Schlauns widerspricht.


Maria-Euthymia-Platz

Der Platz - zwischen Clemens- und Servatiikirche gelegen - trägt den Namen der im Jahr 2003 seliggesprochenen Clemensschwester Maria Euthymia (1914 – 1955).

 

Servatiikirche an der Klosterstraße

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde hier die dem Heiligen Servatius geweihte Kirche erbaut. Bis 1537 erfolgte die Wiederherstellung der 1534 durch die Täufer teilweise zerstörten Kirche. In diesem Jahr wurde auch ein neuer Nordwestturm errichtet. Ein drittes Turmgeschoss mit Spitzhelm wurde 1858 aufgesetzt. Bombentreffer vernichteten im Zweiten Weltkrieg fast das gesamte Kirchengebäude. Der Wiederaufbau, bei dem man sich nur ungefähr am zerstörten Bau orientierte, konnte 1953 abgeschlossen werden, auf den Wiederaufbau des Westturms wurde dabei verzichtet.


Stadtmuseum Münster

Am Ende der Salzstraße wurde 1910/1911 von der alteingesessenen Kaufmannsfamilie Rawe ein Warenhaus in neoklassizistischem Stil gebaut, das nach dem Ausbau zu den modernsten und größten Kaufhäusern Deutschlands gehörte. Theodor Althoff übernahm mit der Firmengruppe Karstadt AG 1930 dieses Haus. Trotz schwerer Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg blieb die charakteristische Schauseite zur Salzstraße hin erhalten. Hinter der Fassade wurde 1989 der Neubau des Stadtmuseums eröffnet. Das Kernstück des Museums ist die Schausammlung im ersten und zweiten Obergeschoss, die einen Überblick über die münsterische Stadtgeschichte bietet. In zahlreichen Sonderausstellungen werden zudem spezielle Themen und Aspekte der münsterischen Kunst- und Kulturgeschichte vorgestellt.


Servatiiplatz und Iduna-Hochhaus

Wo heute der Servatiiplatz liegt, mündete im Mittelalter der für den Handel mit Salz und Eisen wichtige Fernweg aus Soest in die mit Wall, Mauer und Graben befestigte Stadt. 1764 begann man mit der Niederlegung der Befestigungsanlagen. Auf dem ehemaligen Außenwall wurde die bis heute bestehende Promenade angelegt. Anfang der 1890er Jahre wurden die Reste von Gräben, Schanzen und Wällen parkähnlich umgestaltet. Heute wird der einstige Platz – aufgezehrt durch breite, verkehrsreiche Straßen und einen Parkplatz – eher als riesige Kreuzung wahrgenommen.
1960 bis 1961 entstand das Gebäude der Iduna-Germania-Versicherungen am Servatiiplatz. Das in das Innere gelegte Stahlbetonskelett ermöglichte die weitgehend aus Glas bestehende transparente Fassadengestaltung. Das Servatiihochhaus mit dem vorgelagerten Pavillon gehörte Anfang der 1960er Jahre zu den bedeutendsten architektonischen Neubauten Münsters.